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				Re: aus dem tagebuch eines alten bikers
				Verfasst: Freitag, 12. Februar 2010, 10:50
				von Grazer
				also, franz, ich schreib ja schon eine weile dran... und dafür nutze ich in der regel meine mittagspause und wenn ich zeit habe, setze ich es in ein szene-forum...
tja, und wenn maddin nicht so laut über langeweile und winterdeppression gemosert hätte, wärt ihr nach wie vor verschont geblieben...
und jobs haben wir schon noch frei! mußt nur sagen, wofür du außer als abschreckendes beispiel wie ich noch zu gebrauchen bist... 
  
 
			 
			
					
				Re: aus dem tagebuch eines alten bikers
				Verfasst: Freitag, 12. Februar 2010, 11:43
				von Franz
				
			 
			
					
				Re: aus dem tagebuch eines alten bikers
				Verfasst: Freitag, 12. Februar 2010, 13:10
				von Grazer
				sachen gibt's, die gibt's gar nicht!
wie ich zu dieser weisen erkenntnis gelangt bin? nun, die erkenntnis an sich ist ja gar nicht mal so neu, und sie ist schon mehrfach bewiesen, wenn auch nicht rational begründbar, aber es ist nun mal so... und diesmal hat diese erkenntnis in meinem leben voll zugeschlagen...
rein prinzipiell stehe ich ja über so dinge wie klischees, die üblichen erkenntnisse und alltagsweisheiten, schon allein durch den umstand, daß ich eine goldwing im alltag bewege, sie sozusagen als schönsten und angenehmsten autoersatz und sogar für den wochenendeinkauf verwende, das allein zeigt ja schon, daß ich mich mit sicherheit von der allgemein gültigen meinung über goldwingfahrer erhoben habe und mich in die edle liga der richtigen und allgegenwärtigen biker einreihe... sag ich jetzt einfach mal so... ich schließe das jetzt auch aus der beobachtung heraus, daß ich so gut wie immer mit einem verdreckten motorrad unterwegs bin, was eigentlich daher kommt, daß die ganze angelegenheit mit dem putzen, polieren und pfriemeln eigentlich eine teufelsspirale ist... warum? ist doch logisch! wenn's wetter schön ist, hab ich keine zeit zum putzen, weil ich fahren muß (ist sowas wie ein innerer drang!), und wenn's wetter zum fahren zu schlecht ist, dann ist es aber auch zum putzen zu schlecht... (klingt komisch, ist aber so!)
wurscht! ich bin jedenfalls beinahe immer mit einem dreckigen moped unterwegs, ist halt so... nur zu weihnachten, zu ostern und zur toyrun wird sie geputzt... wobei, nein, zur toyrun komme ich auch schmutzig, weil ich da eine etwas weitere anreise habe und im normalfall immer irgendwo in den regen komme... auch wurscht...
ach so, ja, meine erkenntnis, die, über sachen, die's gibt, obwohls die eigentlich nicht gibt...
na gut, vor nicht allzulanger zeit, also vor ein paar wochen halt (ich weiß, im leben eines bikers kann eine woche schon sehr lange sein... vor allem, wenn das bike mal eine woche in der werkstatt stehen muß oder so...), na, jedenfalls, ich war, wie üblich, mit dem moped unterwegs. weiß nimmer wohin, aber moment, da war ich... fix... verdammt noch mal, wo war ich denn?
wurscht, i bin halt mit dem moped g'fahrn, wie immer halt...
naja, also, ich fahr da so gemütlich dahin, so wie immer halt... und mit ein bißchen musik (weil sonst gibt's bei der wing keinen sound, ist halt so, na und?), ich glaub', jaja, eine religionsfrage, es war ac/dc drinnen oder so...
naja, ich bin halt so dahin gefahren... und wie ich so dahin fahr und nix schlimmes denk (jaja, ich weiß, ein sogenannter oder auch ausnahmezustand...)... jedenfalls, ich fahr so gedankenlos dahin (nein, nicht hirnlos, sondern einfach nur mal nix denkend!)...
jetzt unterbrecht mich nicht dauernd, ich sag ja nur, ich bin halt einfach nur gefahren... und manchmal auch stehen geblieben, weil grad mal eine ampel rot war oder so... und da fahr und steh ich nun in der gegend rum... und wie's halt so ist, steh ich eben auch mal wieder an einer roten ampel auf der linken spur, da geht beim auto rechts neben mir das fahrerfenster auf...
alte dame: ja, ein richtig schönes motorrad, das muß ich schon sagen!
ich: danke (grinsend)
alte dame: ja, wirklich, die ist wirklich schön! und die sieht auch sehr bequem aus!
ich: ja, das ist sie! sehr bequem!
...gott sei dank wird es grün, die alte dame winkt freundlich und biegt nach rechts ab... ich fahr los, schau mal ein bißchen blöder als üblich und denk zur abwechslung mal versuchsweise irgendwas... keine ahnung, was es war, aber es hat jedenfalls nix gebracht und schon gar nicht irgendwas bewirkt... also fahr ich und steh ich wieder gedankenlos durch die gegend...
wurscht... kurze zeit später, ich war grad schnell in der bank und hab irgendwas erledigt (nein, sie suchen mich nicht, es gibt auch keine alarmfahndung, keine gezielten grenzkontrollen bei österreichischen goldwingern, gar nix!) und komm wieder raus, da steht wieder mal eine ältere dame neben meiner wing...
alte dame: ja, ein richtig schönes motorrad, das muß ich schon sagen!
ich: danke (grinsend)
und so weiter, siehe oben!
nur diesmal wird es nicht grün, sondern die alte dame grüßt und schwingt sich auf ihr fahrrad und läßt mich verblüfft gedankenlos in der gegend stehen... naja, vor der bank halt...
ach ja, bevor sie davon geradelt ist, hat sie mich noch gefragt: sagen sie, sind sie nicht ein bißchen jung für eine goldwing?
			 
			
					
				Re: aus dem tagebuch eines alten bikers
				Verfasst: Freitag, 12. Februar 2010, 13:10
				von Grazer
				irgendwann trifft es jeden von uns... manche sogar mehrmals in einer saison, andere wiederum wie bei einem schaltjahr, aber den großteil von uns bikern trifft es einmal im jahr: das edle schlachtroß braucht neue reifen!
mittlerweilen dank dem internet kann man sich ja schon im vorfeld informationen und schlaue tips bezüglich reifenwahl, händler und montagetips für die selberschrauber holen und zusätzlich bekommt man im bereich "fehler, die man nicht machen sollte" schon vorher tips, welche fehler man vermeiden sollte, weil sie andere schon vor einem gemacht haben...
naja, das ist alles gut und schön, hilft in vielen fällen... nur besonders hartnäckige intellenzbestien (so wie meiner einer!) denken dann an all die zuvor bekommenen tips und informationen und sonstige ratschläge, schließlich will man ja nicht den fehler anderer selber auch noch machen... man(n) kann sich's ja ersparen, jetzt, wo man(n) sie schon kennt... oder?
nagut, also mal dezent an den reifenhändler meines vertrauens eine anfrage wegen der besten reifen für eine 15'er wing gestellt, mit dem hinweis, daß vorne und hinten neu zu besohlen ist... und auf eine antwort gewartet...
antwort da, preis passt, also nach der arbeit zu ihm hin und reifen bestellt... sein angebot: wennst selber mit schraubst, weil ja bei deinem untier so viel zu schrauben ist, dann kommt dich die montage billiger! no, das ist ein wort, vor allem, als novize willst ja dein bike sowieso mal näher kennen lernen und wenn der eine monteur schon eine schulung auf einer 18'er bekommen hat, dann dürfte das ganze unternehmen wohl nicht so gewaltig werden, oder?
tja, die reifen sind nun angekommen, rasch ist ein montagetermin vereinbart und dann ist er auch da, der tag des neuen profils!
aber irgendwie scheint sich die ganze welt gegen mich verschworen zu haben: morgens schüttet es schon wie aus eimern und in der kompletten montur wollte ich nicht hin, sondern ich dachte da eher an arbeitsklamotten... und jetzt drüber auch noch die regenkombi? und dann am nassen bike schrauben? muß das wirklich sein?
es muß, denn nur mehr noch profilerinnerungsfurchen sind in der aktuellen regenzeit auf jeden fall nicht besonders gesundheitsfördernd... und in eine routinekontrolle sollte ich sowieso nimmer kommen! also, augen zu (okay, eigentlich das visier...) und durch...
okay, also dann rein in den ganzkörperpräservativ... (warum muß ich bloß an "safer s**" denken???) und ab ins sauwetter...
gut, ich werde schon erwartet, klar, ich versuche natürlich pünktlich zu sein, und das wissen die jungs dort schon seit jahren und damit ist natürlich angenehmer, sich die zeit einzuteilen... und dann kommt schon mal die erste hürde: ich zwergeuropäer soll das dickschiff, wo ich grad mit müh' und not halbwegs standsicher zum boden runter komm, auf die hebenbühne fahren! und die ist gut 10 cm höher als die umgebung!!! und die plateau-schuhe stehen nach wie vor beim händler...
hätt' ich nur der oma gehorcht und brav knödel gefuttert... wurscht, alles jammern hilft nix, ich muß rauf! die jungs legen schnell paletten hin, damit der zwerg stehen kann und sichern mich rinks und lechts... und dann sind wir oben, das dickschiff und der zwerg...
die dicke wird zur sicherheit niedergebunden... vorne und dann geht's ab nach oben... und wie sich die hebebühne verdächtig zur seite neigt... eine halbe tonne last rechts und links grad mal ein becher kaffee... der perfekte ausgleich! wurscht, es funzt und die dicke trohnt in griffhöhe vor mir...
flugs bekomme ich vermutlich benötigtes werkzeug und dann auf kommando schrauben, was das zeug her gibt... und suchen und tasten, wo noch überall schrauben versteckt sein könnten... jedenfalls, nach einer halben stunde sind alle schrauben gefunden, entfernt und keiner dabei verloren und der linke koffer ("arschbacke" klingt doch ein wenig zu vulgär, vor allem, wo doch an der 15'er keine einzige weiblich-sanfte rundung, sondern nur barocke kanten zu finden sind!) ist demontiert, jetzt sind die beiden tröten dran... sind ja in summe nur sechs schrauben, sofern keine bricht oder verloren geht...
nur, nach einer stunde sind die zwei verdammten tröten immer noch dran am bock! ja, gibt's denn sowas? wie haben die vorher die reifen gewechselt? die müssen doch irgendwie runter gehen...
nun, mit sanfter, aber roher gewalt und viel handwerklichem geschick des monteurs sind nach gut anderthalb stunden arbeit die zwei chromtröten auch abmontiert, jetzt geht's ans eingemachte!
und kurze zeit später ist der olle grazer wieder am montieren des koffers, das bike ist vorne abgestützt und damit kann gefahrlos das vorderrad ausgebaut werden... also schrauben wir mal wieder, sollte ja jetzt leichter gehen und, nur eines nicht vergessen: der anfängerfehler mit dem vergessenen seilzug von der zentralverriegelung!
nein, den hab ich brav durchgefädelt... und weiter geht's mit der montage... bis zuletzt alle abdeckungen fein säuberlich montiert sind und ich den deckel schließen will... klack... und offen ist er wieder!
verflixt und zugenäht, das gibt's doch nicht... was ist denn jetzt schon wieder? ungeduldig begutachte ich die verriegelung... und den seilzug und...
mist! die kabeltülle ist nicht durchgeführt und eingehängt!
sh**!!!
so ein trottel aber auch, den seilzug nicht vergessen, aber die tülle wird nirgends erwähnt! und was ist? ich trottel denke zwar an den zug, aber die tülle ist vergessen!
na gut... hilft nix, wurscht, also alles wieder runter, einfädeln, einhängen und anknubbeln und reinpfriemeln und dann wieder anschrauben und...
tja... und dann grinsend eingestehen, den eigentlichen anfängerfehler durch einen anderen anfängerfehler ersetzt zu haben...
jaja, und die moral von der geschicht? ersetze einen fehler durch andere nicht!
			 
			
					
				Re: aus dem tagebuch eines alten bikers
				Verfasst: Freitag, 12. Februar 2010, 13:11
				von Grazer
				freundschaft unter bikern, sogar noch zwischen harley- und goldwingfahrern?
da prallen zwei absolut konträre weltanschauungen aufeinander! der eine fährt ein eisen mit der technik aus dem mittelalter, der andere hingegen ein eisen mit allem im überfluß, auch wenn die harley eine e-glide und die wing nur eine alte 15'er ist, aber trotzdem, schüttelmonster gegen flüsterdampfer, bierbauch- gegen frontairbagträger, eigentlich mehr gegensätze als gemeinsamkeiten...
doch in einem wunderbar vereint und eine wahre kampfgemeinschaft: der lieblingsfeind aller biker, der autofahrer, aus vollstem herzen eigentlich zum abschuß freigegeben, aber aus tierliebe geduldet... und wenn da einer auf die jagd geht, ist der andere nicht weit!
das donnern des altehrwürdigen v2, gestützt durch das fauchende pfeifen des 6'ers, grimmige gesichter, wehende kutten, zwei welten und doch ein herz und eine seele! ja, so soll sie sein, die bikerfreundschaft, ohne rücksicht auf verluste, beinahe alles (bis auf frauen und motorräder) brüderlich geteilt, im regen und in der sonne gegerbte gestalten, ja, die wahre freundschaft unter wahren männern...
okay, klingt fast wie in einem amerikanischen heldenepos, aber im grunde genommen, fragt unsere frauen, da ist das ja wirklich so! kaum sitzen wir auf unseren böcken (oder an einem kühlen blonden), da rennt der schmäh, so wie jetzt wiener sagen würden, wir vorarlberger sagen halt "wir hänn's frei", und der kindskopf bricht in jedem von uns durch, egal, wie alt wir sind, im herzen sind wir ewig jung! und außerdem, es ist ja wirklich so, wenn wir, ob jetzt harley, wing oder sonst irgendwas, hauptsache zwei räder und ein motor, aber sobald der motor rennt, säuft und spuckt, das eisen vor leben und tatendrang vibriert, da werden wir wieder alle zu kindern, ja sogar unsere frauen bekommen da glänzende augen und ein hartes klopfen im herz, also, an den bikes, da muß was dran sein, weil da werden wir alle wieder jung und kindisch, da wird wie damals mit 16 am hahn gedreht, der klang geprüft und für gut befunden, da sind gedanken an so unsinniges wie vernunft, verantwortung oder gar rationalität mit einem schlag verbannt, dann sind wir wieder mensch und frei, frei wie die sonne, der wir zu folgen versuchen...
irgendwann einmal, da hab ich einem praktizierenden und bekennenden autofahrer versucht zu erklären, was die faszination am motorrad ausmacht, wieso biken wie ein unheilbarer virus von uns bikern besitz ergreift und uns nie mehr los läßt, wieso wir uns sogar solche motorräder ansehen, die uns im grunde genommen überhaupt nicht interessieren, die wir eigentlich sogar verabscheuen, aber ansehen müssen wir sie uns trotzdem... tja, was soll ich sagen, er hat mich nicht verstanden, es war, als würde ich versuchen, einem esel die vier grundrechnungsarten zu erklären... wurscht, ich bin, wie ich bin und er soll halt auch bleiben, wie er ist... (ist trotzdem ein netter kerl und, seien wir mal ehrlich, jeder hat so seine fehler, nicht wahr?)
und genausowenig wie man einem außenstehenden ("guten tag, was sagen sie als außenstehender zum thema "intelligenz"???") die faszination von motorrädern erklären kann, genauso wenig wird ein außenstehender aber auch verstehen können, wie menschen für einander freundschaft und respekt empfinden können, auch wenn sie sich vorher noch nie gesehen haben, wie zwischen ihnen ein unsichtbares band einer bruderschaft vorhanden sein kann, die auf etwas völlig abstraktem beruht, das man mit worten niemandem erklären kann... und die gegensätze friedlich vereinen kann!
und irgendwo ist da doch eine große gemeinsamkeit, ganz tief verborgen, da sind rennsemmeltreiber, blümchenpflücker, wandschrankfahrer und alteisenfanatiker wie aus einem guß: eine wunderschöne gegend, fantastische landschaft, klares wetter und sauberer asphalt... und ungefähr alle 200km eine tankstelle mit niedrigem spritpreis! mehr brauchen wir nicht, um mensch zu sein und zu leben, oder?
			 
			
					
				Re: aus dem tagebuch eines alten bikers
				Verfasst: Freitag, 12. Februar 2010, 13:11
				von Grazer
				kindermund tut wahrheit kund...
zumindest gibt es so ein ähnlich lautendes sprichwort (oder war's das mit dem wein und der wahrheit? wurscht...)
jedenfalls, angeblich sagen ja kinder immer die wahrheit, ich hab zwar keine ahnung, wie lange kinder als kinder, die immer die wahrheit sagen, zu sehen sind, aber für mich ist meine 16-jährige tochter wohl auf immer und ewig mein kind... ist ja bei meinem sohn mit beinahe 19 ja auch nicht anders... und bei meinen stiefkindern, wo die älteste demnächst eine "3" an erster stelle hat, auch nicht...
na, egal, ich geh' mal davon aus, daß sie eben typisch kind immer die wahrheit sagt... und das stürtzt mich in eine glaubenskrise, zumindest, wenn ich mal zeit für solche scherze finden sollte...
ich sag mal so, denn irgendwas muß wohl an ihren äußerungen dran sein, immerhin ist sie ja nicht die erste, die mir so manche sachen an den kopf geworfen hat, die man als seriöser biker (ist jetzt "seriös" im zusammenhang mit biker nicht vielleicht ein widerspruch? oder zumindest irgendwie gegensätzlich?) eigentlich nicht hören will und sie also auch immer wieder verdrängt, vor allem, wenn man sie zu hören bekommt...
also, was war geschehen? nun, mein liebes töchterlein hatte einen termin und da meine beste aller ehefrauen mangels eigenem fahrtüchtigen und vor allem verkehrstauglichen mehrrädlers meinen oldtimer in beschlag genommen hatte (naja, verkehrstauglich wäre ihr mehrrädler auch, aber eben nicht für den straßenverkehr und für's ander bin ich einfach zu ungelenkig... und außerdem wär's nicht jugendfrei, wenn man's vertiefen würde...), nun, es half halt alles nix und gott sei dank hat's nicht geregnet, also nahmen wir mein dampfroß und quälten uns durch den verkehr.
naja, als ösi und vor allem mehr oder minder geprüfter staatsbürger weiß man(n) natürlich, was erlaubt ist, was verboten ist und wo man sich als biker in einer grauzone bewegt... also habe ich mich einfach sehr (un)dezent in der grauzone bewegt, und das relativ flott, immerhin hatten wir einen termin einzuhalten und es war der obligate stau... und als biker hat man es diesbezüglich im ösiland etwas feiner... und du bist nicht der letzte im stau!
am ziel (und ausnahmsweise sogar pünktlich) angekommen, bekam ich nach dem absteigen den dezenten hinweis: "papa, du fährst wie eine wildsau!"
ahnungslos stellte ich die frage nach dem wieso... und bekam natürlich prompt die unverhohlene wahrheit zu hören, sofern es wirklich die wahrheit ist, was ich hiermit offiziell anzuzweifeln wage und das gegenteil behaupte...
jedenfalls bekam ich als antwort nur eine lapidare gegenfrage von ihr: "papa, schon mal was von sperrlinie oder geschwindigkeitsbeschrämkung gehört?"
öööhhh... ja, aber das ist mittlerweilen gut zwanzig jahre her, gilt das heute auch noch???
			 
			
					
				Re: aus dem tagebuch eines alten bikers
				Verfasst: Freitag, 12. Februar 2010, 13:12
				von Grazer
				grundlegende definitionen... kann man biker wirklich in spezielle typen einteilen? welche kriterien gibt es eigentlich für bikerklassifizierung?
nehmen wir mal als unterscheidungsgrundlage das bike her: da gibt es die großen klassen der rennsemmeln, der tourendampfer, der chopper, dazu noch die enduros, die gatschhupfer (crosser), die sumos und die customs, ach ja, die nackerten hab ich jetzt vergessen... sonst noch welche? genau, die fighter! wie kann ich nur... und dann noch die oldtimer und die retros... und die rollerfahrer, oder darf ich die großroller ab 250 kubik nicht zu den bikes zählen?
okay, nehmen wir mal an, ich hätte alle, dann könnte man sagen, daß die crosser über sumos und enduristen lachen, weil sie nicht richtig offroad-fahrer sind, aber auch keine richtigen asphalt-cowboys... also sozusagen zwitter! doch die enduros, man denke nur an die selige xt500, die urmutter aller enduros, die konnte man sogar im wildesten dreck bewegen und sie lief immer noch! ist jetzt der dreck das markenzeichen für offroader wie eben crosser, enduros und sumos? sind also sumos keine bikes, weil sie ja in der regel nur auf asphalt, aber nie im echten dreck fahren? und weil sie keine stollenhufe tragen? und bei enduros steht immer noch im raum, daß man mit ihnen auch weite entfernungen zurücklegen kann, was weder mit einer cross noch einer sumo richtig zu machen ist...
aber was ist mit den trials? die sind weder für lange strecken noch wild im gelände, sondern eigentlich eher die ballerinas unter den offroadern, oder nicht? klein, zart, zierlich und trotzdem noch dort fahren, wo sonst keiner fährt... also, was sind die denn?
okay, dann schauen wir uns mal die rennsemmeln an, wo sehr oft noch papageienbunte vögel drauf hocken wie affen am schleifstein, die aber kaum jemals eine rennstrecke zu spüren bekommen... okay, sie sind recht laut, also, dezent formuliert könnte man sie als "akustisch auffällig" bezeichnen, aber sonst? ööhhhh... schnell? naja, was ist eigentlich schnell? okay, auf trockenem asphalt sind sie schneller als andere, aber im regen, im dreck oder auf engen, gewundenen passagen? was? dafür sind sie nur bedingt geeignet? aber schön sind sie? naja, die schönheit, wie wir alle wissen, die liegt immer noch im auge des betrachters, ist doch mit den fightern das selbe, auch wenn fighter keine rennsemmeln sind, aber sie sind genauso optisch und akustisch auffällig und die affen auf den schleifsteinen, die würde ich ihnen beiden als gemeinsamkeit zuordnen... und zur unterscheidung, sag' ich jetzt einfach so, ist ja nur, wieviel plastik muß ich weg schrauben, daß ich die zündkerzen tauschen kann, oder?
na gut, ich bin da vielleicht doch nur ein alter sack und kein profi bei der unterscheidung... und ich fahre nur einen tourendampfer...
okay, lassen wir das, ich komm da ja doch auf keinen grünen zweig, vor allem, wenn einer mit einer cross nebenbei noch harley fährt, der passt nämlich nicht in dieses beuteschema...
wurscht...
sehen wir uns mal die typen an, die drauf sitzen auf ihren monstern, gixxen oder bayrischen oder wings oder meinetwegen auch harleys... vielleicht kann man da was klassifizieren?
also, da hätten wir martialisch aussehende typen in papageienbunten ganzkörperlederkondomen, die fahren in der regel rennsemmeln und sehen sehr oft im dsf diverse moto-gp-sendungen... und sie schleifen mit den knien am boden, wenn sie in den serpentinen parken... und sind meißt noch recht jung, also so zwischen 18 und 65... so in etwa, oder? und manche sind auch verdammt schnell... ich weiß nur nicht, wo, aber sie sind es! ehrlich!
dann sehen wir uns die anderen an, ja, ie mit den silbern verspiegelten visieren und dem saugnapfirokesen am helm, den bomberjacken und springerstiefeln (wozu springerstiefel? müssen die während der fahrt auf- oder abspringen? und wo haben sie einen fallschirm?) und den nietenhandschuhen... vorzugsweise ein sogenannter oder auch fighter unterm hintern, warum die dinger fighter heißen, weiß ich allerdings noch immer nicht, aber es ist nun mal so... wurscht... und es ist recht auffällig, daß es sich sehr oft dabei um junge burschen, unverheiratet, ohne freundin und so im alter zwischen 18 und 25 handelt... auch seltsam... hat das was mit erweiterter bubität zu tun? (ich glaub, es heißt bubität... das, wo aus beben männer werden...)
jedenfalls, die jungs sehen sehr oft gewaltig martialisch aus, können aber durchwegs sehr nett sein... klingt komisch, ist aber so! nur warum sie ihre böcke als fighter bezeichnen, das werd' ich wohl nie kapieren... nie!
wurscht, es gibt ja noch andere, die ich vielleicht verstehe... vielleicht die typen, die mit ihren vollgepackten riesenbombern quer durch europa rattern, ihr alter in kilometern angeben und die mondphasen in anzahl reifensätze messen? und die grundsätzlich, egal wie lange es dauert, für alles eine werkstatt brauchen oder pingelig bis ins letzte selber an den zweiradmonstern jenseits der 300kg-grenze herumschrauben...
aber da sind dann noch die schwarzen, die jeder fürchtet, auch wenn sie sich engel oder ähnlich nennen, sehr oft in horden wie die hunnen auftauchen, alles fahren, solange harly drauf steht und sogenannte oder auch kutten tragen... und alles als ihre familie sehen, solange unterm hintern eine harley ist...
na, ich weiß nicht, da fallen mir jetzt auf der stelle noch diverse zahnärzte, anwälte und banker ein, die auch harleys bewegen (fahren wage ich dazu nicht zu sagen...), sich als wilde hunde mit "born-to-be-wild"-charisma sehen... und selbst zum tanken einen mechaniker brauchen! und immer blitzblankpolierte custombikes unterm hintern stehen haben...
*lach* und die "duttelschleifer" auf ihren bmw's, die sie selber als "kühe" bezeichnen, unterm helm immer als 60- bis 80-jährige gesehen werden, selbst wenn sie nach der helmabnahme grad mal 25 sind...
aber da hätten wir fast noch ein paar kleine randgruppen vergessen, das sind die komischen dauerblödler auf ihren kleinen 650'ern und 700'ern, die viller, die mit ihren zierlichen dampferschnauferln kilometer um kilometer fressen, nur tanken und schon wieder weiter sind, ehe man "muh" sagen kann und die keiner ohne helm kennt... und die nie und nimmer in einem verein oder club zu finden sind und irgendwie nie ernst genommen werden, aber komischerweise immer und überall anzutreffen sind, sofern man genauer schaut... und die oftmals kilometerleistungen von 100.000 und mehr abspulen, bevor sie sich davon überzeugen lassen, daß man vielleicht doch mal ein moderneres bike fahren könnte... und außer blöder sprüche nix mehr im sinn haben (von der in 300km kommenden tankstelle mal abgesehen!)...
und die letzte randgruppe? keiner kennt sie, jeder sieht sie, keiner will sie, aber sie sind trotzdem da mit ihren überdrüberdampfern... eigentlich, so könnte man meinen, sind es cabriofahrer, denen irgendwelche polnischen gruppierungen zwei räder geklaut haben, die winger, oder goldwingfahrer... die von sich selber sagen, mit einer wing fährt man nicht los, sondern legt ab... und die angeblich nicht unter 80 zu finden sind, stets einen truppenarzt dabei haben und ausfahrbare stützräder, damit sie mit ihren kolossen nicht umfallen... und die sogar bergauf bremsen müssen, wenn eine kurve, die einen engeren kurvenradius hat, als ein 40-tonner braucht, im weg ist...
kann man so die biker in typen einteilen? oder hab ich nur mal so allgemeine vorurteile zusammen gefasst? und, was mich persönlich eigentlich interessiert, in welche kategorie gehöre ich eigentlich? bin ich ein viller, der nur schwachsinn im kopf hat und aus einem anfall von größenwahn und pensionsvorsorge jetzt schon auf eine wing umgestiegen ist, der aber eigentlich gerne ein "engel" wäre und deshalb immer eine kutte trägt und sich bei einer harley nicht auskennt, weil die ohne pc zu reparieren ist, eine bmw aber mangels pensionsvorauszahlung nicht kaufen kann und einen zu steifen rücken für eine rennsemmel, aber zu kaputte knochen für eine offroad-kiste hat?
oder bin ich einfach nur der, der ich bin, der ewig großmäulige Grazer mit nervösen zuckungen in den fingern, sobald ein tastenbrett da liegt, sonst aber wie ein trottel auf seiner wing hockt und die sonne genießt, wie viele andere auch? oder einfach ein zufällig motorradfahrender sprücheklopfer...
			 
			
					
				Re: aus dem tagebuch eines alten bikers
				Verfasst: Freitag, 12. Februar 2010, 13:13
				von Grazer
				vom umstieg von einem motorrad auf eine goldwing...
wobei theoretisch eine goldwing ja auch nichts anderes als ein motorrad ist, so zumindest der hersteller, aber in der regel wird eine wing komischerweise nach wie vor als halbes cabrio gesehen... woran das wohl liegen mag? sicher gibt es einige unterschiede zwischen einer wing und jedem anderen motorrad, aber in der regel gibt es immer unterschiede zwischen den motorrädern, selbst bikes der selben baureihe weisen unterschiede auf... ist ja irgendwie wie bei uns menschen, nicht einmal zillinge sind identisch! wieso sollten also bikes identisch sein? denn irgendwie sind ja auch motorräder menschlich (naja, zumindest definitiv weiblich, oder?)...
also wieder zurück zum ursprünglichen thema: der umstieg...
nun, der umstieg selbst ist mir nicht besonders schwer gefallen, die ville war mit ihren 250kg auch nicht grad ein leichtgewicht, und die 200kg mehr bei der wing sind nur bedingt spürbar, eigentlich nur beim ab-/aufbocken bzw. beim rangieren und beim hochwuchten vom seitenständer, sonst spürst eigentlich kein mehrgewicht... und sie liegt eine spur ruhiger, aber das kann ich jetzt auch nicht mit hundertprozentiger sicherheit beschwören...
im verbrauch gibt es ein paar unterschiede, ja, dort schon! die ville begnügte sich auf touren mit grad mal 4,5l auf 100km, wo sich die wing dann doch 5,7l genehmigt, besonders krass ist die differenz auf der autobahn, die ich im alltag doch den dörfern mit ihren hochgebirgslandjägern vorziehe, wo sich die wing gute 7 bi 8l statt der 6,5l der ville genehmigt... aber im grunde genommen ist bei mehr als dem doppelten hubraum schon ein bißchen was an mehrverbrauch genehmigt, oder? wurscht, bei einem bike über den verbrauch zu diskutieren, das ist sowieso das sinnloseste, das man tun kann...
wo sind aber denn nun wirklich unterschiede zu finden? nun, die wing ist irgendwie trotz allem einfach eine imposante erscheinung, das fängt schon mal am heck an, wo die koffergarnitur wie aus einem guß wirkt, da alle drei koffer irgendwie mit einander verbunden sind, inkludiert dabei natürlich auch eine für eine sozia ganz angenehme rückenlehne und zwei passable lautsprecher... daß aber der ganze "wandschrank" in summe gesehen trotz seines relativ großen stauraumes recht schmal ist, fällt dabei aber niemandem auf! das heck hat nämlich grad einmal 80cm breite aufzuweisen, ist also weder extrem breit noch ausladend, es ist einfach nur bedingt durch die bauweise optisch beeindruckend und durch die grundlegende konstruktion als reisemotorrad auch entsprechend optimiert gestaltet! eine ville mit den großen koffern, damit man auf reisen auch was mitnehmen kann, ist da schon deutlich breiter, auch wenn sie mit ihren rundungen zierlicher wirkt! aber eine 15'er wing ist eben ein barocker reisedampfer und so soll man es ja auch erkennen!
dann machen wir mal einen schritt nach vorne und sehen uns mal das einladende gestühl für die passagiere an: der soziusplatz hat definitiv ähnlichkeit mit einem ledernen ohrensessel aus omas wohnzimmer, nur daß er schneller ist... aber der komfort ist nach wie vor unübertroffen und saubequem! der fahrer hingegen sitz richtig in der maschine drinnen, anders kann man diese sitzposition nicht definieren! vor dem fahrer baut sich die instrumentenkonsole mit dem ausladenden lenker und dem terassentürgroßen windschild auf und hinter dem fahrer, sofern keine rückenlehne, der sozius. mit fahrerlehne kann sich der fahrer dezent in sein gestühl fallen lassen und die gegend genießen, nur im regen ist die terassentür ein deutlicher nachteil... aber ab 110 reicht der fahrtwind zur scheibenreinigung locker aus... (keine ahnung, wie's auf der 18'er ist, wird aber vermutlich nicht viel anders sein, oder?)
soweit ja mal recht einladend, aber vorne ist ja auch noch einiges dran, das auf jeden fall die 1m-marke locker sprengt... ja, da kommt die wahre größe! mit ausgeklappten spiegeln, also fahrend, da kommt einem eine wand mit dezenten 1,20m breite und beinahe anderthalb metern höhe entgegen, ja, das macht eindruck, sogar auf autofahrer! und dazu der doppelscheinwerfer und die kurvenleuchten in den zylinderbänken, da kann man schon mal meinen, ein ICE kommt einem entgegen... einzig weibliche autolenkerinnen dürften wohl mit dem begriff eines ICE nichts in verbindung bringen können, oder warum wird ein winger auf seinem dampfer nur von frauen "übersehen"???
und irgendwie ist das fahren mit der wing immer ein dezent majestätisches gleiten... das sanfte brabbeln des sechszylinders, das elegante kurvenschwingen, nirgends ein hauch von hektik oder nervosität, alles geht scheinbar mühelos sanft von statten, die agilität eines "normalen" bikes sucht man auf der wing vergeblich, auch wenn die geschwindigkeiten und fahrmanöver identisch verlaufen, eine wing wirkt immer sanfter, beinahe träger, obwohl eine bandit auch nicht schneller ist (bei gleichen manövern mit der selben geschwindigkeit), die agilität einer bandit oder hornet, das souveräne stampfen eines V2's aus milwaukee, nein, das ist nicht die philosophie einer wing... in der ruhe liegt die kraft!
irgendwo sind die winger und die eigner des amerikanischen pendants, der e-glide, immer noch die auffälligsten unter den bikern, sie werden nur sehr selten nicht wahrgenommen, sie sind nicht immer die flottesten, sondern eher die majestätischen gleiter, die ruhepole in der heutigen zeit mit ihrem geschaindigkeitswahn, aber wie auch immer, sie sind immer entspannt am ziel, egal, wo dieses auch immer sein mag, ein winger und ein glider, die auf ihre weise immer intensiv eins mit der welt sind und irgendwo immer individualisten sein werden, denn wer außer ihnen deponiert schon zimmer, küche, kabinett auf zwei rädern und reitet in die weite welt hinaus? ohne stress und ohne hektik, einfach im geruhsamen fluß des lebens abseits der geschwindigkeit...
			 
			
					
				Re: aus dem tagebuch eines alten bikers
				Verfasst: Freitag, 12. Februar 2010, 13:13
				von Grazer
				irgendwie passt heut nix...
sitz wieder mal da, seh beim fenster raus, wie sich die sonne zwischen den wolken hervor schiebt und versucht, gute laune zu verbreiten... und ich sitz wieder mal im büro und grübel über ein problem und wie man es lösen könnte... und am parkplatz steht meine wing und wartet auf meinen dienstschluß...
nach einigen trüben und teilweise regnerischen tagen, so wie's eben in der letzten zeit war, da bekomm' ich definitiv entzugserscheinungen... ja, richtige entzugserscheinungen!
es ist eben nicht das selbe, in einem wagen dahin zu fahren oder auf einem bike zu sitzen! im wagen, da ist irgendwie alles so hermetisch abgedichtet, beinahe steril, so ölsardinenmäßig, eingepfercht in eine kiste aus blech, plastik und glas, sichtfenster, damit man mich sehen, aber nicht füttern kann (wie die raubtiere im zoo!), anonym, unpersönlich und klinisch... doch auf dem bike, der wind weht mir um die nase, zornig rüttelt das leben an mir, will mich wissen lassen, daß ich lebe, seele und gefühle habe, innerlich breitet sich ein wärmendes gefühl aus, klassisch nennt man das "freiheit", aber das ist alles nur klischee, es ist eine von innen kommende wärme, die zufriedenheit und ausgeglichenheit erzeugt...
nein, es ist nicht das irre gefühl, daß es einem den magen durch den rücken raus drückt, wenn man den gashahn aufreißt, es ist auch nicht das gefühl der in der schräglage immer näher kommenden asphaltdecke oder der nervenkitzel beim gekonnten ignorieren der geschwindigkeitsbegrenzung oder dem kurzen moment des grinsens beim überholen eines möchtegern-schumis... nein, das ist es alles nicht! für mich zumindest nicht, auch wenn solche spielereien hin und wieder zugegebenerweise spaß bereiten, aber in der regel finde ich die faszination doch wo anders...
dieses in sanften schwüngen mühelos und entspannt durch die landschaft gleiten, diese abgeschiedenheit, aber trotzdem das wissen, nicht allein zu sein, die verbrüderung mit anderen und der welt, der direkte einfluß des unbändigen, des unbezähmbaren, des lebens außerhalb der eigenen grenzen, die macht des auf dich einstürmenden, dich manchmal prügelnden und anderseits aber wieder liebkosenden, wie eine liebende frau, sanft und wild, zart und stark, die gegensätzlichkeit und doch gemeinsamkeit, das leben, ungeschönt, ungeschminkt und rauh...
so würde ich versuchen, das gefühl, das mich auf einem bike durchdringt, zu beschreiben, wobei es eigentlich sehr schwer ist, passende worte zu finden... ist im prinzip nichts anderes, als wenn man versucht, das gefühl, das man für seine partnerin empfindet, in worte zu fesseln... es gelingt vielleicht ein bißchen und das nur sehr holprig, und niemand, der dieses gefühl nicht kennt, kann empfinden, was ich empfinde... denn die faszination motorrad ist für jeden eine eigene... und doch eint uns diese faszination zu einer großen familie, klingt jetzt sehr pathetisch, doch auf der anderen seite, welcher biker würde einem anderen biker hilfe verweigern? welcher biker würde einem anderen gegenüber großkotzig auftreten? (lassen wir mal die sonntagsfahrer und papageientreter außen vor, wir reden hier über biker!) es verbindet uns immerhin, daß wir es genießen und uns spüren, wenn uns der wind um die nase weht, egal, ob das nun als freiheit oder irgendwas anderes genannt wird...
dazu kommt noch, daß uns der anblick eines motorrads ebenso fasziniert wie so manch anderer schöner anblick... allein, die sanft geschwungenen linien, die bei jedem bike zu finden sind, rundungen, manchmal auch kanten und ecken, ein blick auf das pochende herz eines jeden bikes, ob nun direkt dem auge preis gegeben oder beinahe schamhaft hinter einer verkleidung notdürftig verborgen, akustische lebenszeichen aus der auspuffanlage, kunstvoll drapiert wie die federboa einer tänzerin... 
menschenskind, über bikes könnte ich ja glatt stundenlange monologe halten... und diverse bildhafte vergleiche, die aber nicht unbedingt jugendfrei sind, aber es hilft nix, ich finde bikes und frauen erotisch! ja, ich steh' auch dazu! (und den ferarri 250 gto auch...)
und irgendwie komm ich eben beim denken an ein motorrad oder beim blick raus in die sonne immer wieder ins träumen, es hilft nix... und genau das ist auch der grund, warum ich täglich mit dem bike fahre, außer schnee und eis hindern mich dran...
tja, so bin ich eben und so liebt mich auch meine frau... (nur weiß ich nicht, wen sie mehr liebt, mich oder ihre magna...)
			 
			
					
				Re: aus dem tagebuch eines alten bikers
				Verfasst: Freitag, 12. Februar 2010, 13:14
				von Grazer
				es hilft ja nix, aber irgendwann muß auch mal der hartgesottenste biker wohl oder übel shoppen gehen. der mensch, und als solchen sehe ich nun mal auch biker, lebt nicht nur von benzin und asphalt alleine und egal wie sicher und edel die kluft auch sein mag, aber hin und wieder steht einem doch der sinn nach was anderem...
naja, und irgendwann hat es auch mich mal getroffen, ich brauch was, also ab ins shoppingcenter, no na, wenn's mehr oder weniger direkt am weg liegt... (auch hete noch existiert es dort!)
tonnenweise tummeln sich da die menschen, glotzen einen blöd an, weil man bei zentraleuropäischen 24° in voller montur mit kutte daher kommt, doch was soll's, ich bin nun mal so und abgesehen davon, ihr seht ja auch nicht wirklich attraktiver aus mit euren tops und den kellerbraunen spaghetti-tretern... na, wenn's aber wahr ist!
gut, was soll's... also rein ins getümmel und gaffer gekonnt und professionell ignorieren, wenn's bei geschwindigkeitsbeschränkungen geht, dann bei gaffern auch! das bike steht sicher und wohlverwahrt im parkhaus, wird zwar einige mit ihren tiefergelegten 3ern ärgern, aber warum soll ich mir den hintern verkohlen, wenn's ein parkhaus gibt?
und so stakse ich, etwas ungelenkig wegen der protektoren, aber trotzdem auf meinen eigenen beinen, zur rolltreppe... im prinzip ja nicht wirklich was weltbewegendes, haben schon viele vor mir getan und werden noch viele nach mir tun... wurscht...
eine junge mami mit ihrem etwa dreijährigen junior im buggy quält sich ab, irgendwie will sie mit der rolltreppe rauf, der lift ist ihr zu weit weg und trotzdem, irgendwie klappt das unternehmen nicht...
bereitwillig macht sie mir nach einem weiteren erfolglosen versuch, die rolltreppe mit dem buggy zu bezwingen, platz... scheinbar sehe ich nicht nur gefährlich, sondern auch sehr ungeduldig aus...
ich beuge mich runter, greif den buggy an der fußstütze und heb das ganze spielzeug samt inhalt hoch... die junge mami sieht mich entsetzt an...
"und? geht's? kömma endlich rauf?"
ein schüchternes nicken und ab geht's auf die unheimliche rolltreppe, der böse voran, die mami brav und eingeschüchtert hinterher und dazwischen, quasi als sicherheitsreserve der buggy inclusive junior...
junior sieht mich auch leicht entsetzt an...
"also, junior, schau genau her, ich bin einer von denen, vor denen dich deine mami in ein paar jahren warnen wird! nur wie du keiner von uns wirst, wird auch sie dir nie sagen können!"
junior nickt...
mami blickt entsetzt...
ich grinse, setze den buggy ab, dreh mich um und... verschwinde im getümmel... und lache in mich hinein... mit versucht bösem blick...
			 
			
					
				Re: aus dem tagebuch eines alten bikers
				Verfasst: Freitag, 12. Februar 2010, 13:14
				von Grazer
				ein neues, edles wort hat sich meinem wortschatz zugetan: intelligenzverweigerer!
wobei eine abwandlung in "intelligenzallergiker" ja heutzutage auch nicht so abwegig wäre, wo man doch immer mehr gegen alles mögliche und unmögliche allergisch wird... also, warum nicht auch gegen intelligenz allergisch werden? und so wie's aussieht, sind sehr viele definitiv allergisch gegen intelligenz... verdammt allergisch sogar!
wie ich darauf komme? naja, macht die augen auf und seht sie euch an, die intelligenzallergiker oder intelligenzverweigerer! die sind ja deutlich genug zu erkennen...
diese intelligenzallergiker findet man überall: fußgänger, radfahrer, mofafahrer, motorradfahrer und ganz besonders autofahrer. oder ist euch noch nie ein suizidgefährdeter pedalritter oder trottoirtreter vors bike gekommen, wo ihr nur mit mühe und not einen näheren körperkontakt verhindern konntet? und dann die meldung, sie hätten euch übersehen... und schon gar nicht gehört! das ist doch ein deutliches zeichen von allergie gegen intelligenz, oder?
neuerdings fallen immer mehr jugendliche intelligenzallergiker auf (ja, die altersschwachen mitvierziger, die abends oder nachts im suff ohne licht heimradlen, sofern man dazu noch radeln sagen kann, mal weggelassen, die sind ja nicht allergiker, sondern einfach nur mehr hirntot!), man sehe sich mal die kids mit ihren rädern an, auf jeder seite, unbeleuchtet, intelligenzbefreit, auf der fahrbahn, auf dem gehsteig, einfach überall, ab 15 oder 16 dann mit ihren fuffies genauso intelligenzbefreit... und ab 18 dann in den blechbüchsen, vorzugsweise tiefergelegt, getönte scheiben und mit viel bummbumm... schallantrieb sozusagen...
und dann wirst als biker "übersehen"...
aber es ist ein irrgleube, daß sich diese intelligenzallergie mit den jahren wieder legen würde! vermehrt kommt es zu erscheinungen, wo intelligenzallergische pensionisten die pedalerie ihrer sargvorstufenkisten verwechseln und in die botanik ausreiten, wo es dann in diversen berichten zu wortmeldungen mit der phrase "aus unbekannter ursache" kommt. dabei darf man aber auch nicht jene weiblichkeiten außer acht lassen, die intelligenzbefreit spiegel an fahrzeugen rein zur maskenüberprüfung und nachlackierung verwenden und bei denen an stelle von glasscheiben auch blechplatten montiert werden könnten... ebenfalls "unbekannte ursache"...
irgendwie könnte man "intelligenzbefreit", "intelligenzallergisch", "intelligenzverweigernd" und "unbekannte ursache" sicher kunstvoll miteinander verknüpfen und einen neuen anglizismus kreieren, oder nicht?
wie wär's mit "brainpimped"? oder "nothink4all"? oder so was in der art? wäre ja irgendwie fast chillig...
			 
			
					
				Re: aus dem tagebuch eines alten bikers
				Verfasst: Freitag, 12. Februar 2010, 13:15
				von Grazer
				also, im normalfall trägt ein biker seinen helm, um den sich darin befindlichen kopf gegen herabfallende flugzeugteile, tieffliegende zigarettenkippen und suizidgefährdete insekten zu schützen...
und hin und wieder dient er auch dazu, daß der eben erwähnte kopf gegen asphaltkontakt geschützt ist... ja, auch das kommt manchmal vor...
aber irgendwie scheint sich das noch nicht wirklich zu unserem bikernachwuchs auf den 50ccm-k(r)ampfgelsen durchgesprochen zu haben... wieso? nun, entweder haben moderne jugendliche in ihrer coolness schon so einen eierschädel, daß das guckloch über der frisur trohnt oder sie haben bremsfallschirmohren, sodaß der helm, der in diesem fall wohl eher die funktion eines hohlraumschutzes übernehmen sollte, nicht zur bestimmungsgemäßen endlage bewegt werden kann... und dann sind natürlich auch die kinnriemen zu kurz... was aber so auch schon wieder völlig wurscht ist...
oder der hohlkörper, der den helm trägt, der hat eigentlich nur den sinn, daß der nachwuchsrossi weiß, wo er seine sonnenbrille deponieren kann... auch wurscht, da hilft nur mehr eine kräftige taschenlampe ans ohr, damit die augen leuchten...
gut, ich geb's zu, ich bin auch nicht unbedingt ein leuchtendes vorbild (logisch, bei mir liegt die taschenlampe im handschuhfach und nicht im ohr...) und ich fahre kurzärmelig, also nur kutte, und trage eine eierschale, vor allem bei guten 34 lufttemperatur... und ich hänge meine sonnenbrille auch an die ohren... aber ich drück zumindest den helm soweit runter, bis ich einen festsitzenden hohlraumschutz spazieren fahren kann... mir fällt die kugel nicht runter und dem nachfahrenden vor's radl...
nagut, soll so sein, auch wenn es absolut bescheuert aussieht, so ein gepimpter kurzhosler mit crosshelm auf einem fuffie-röllerchen... aber vielleicht seh' ich das auch nur so, weil ich schon ein alter sack bin, der sich am besten einen eichenanzug anmessen lassen sollte, immerhin bin ich schon über vierzig...
sicher, ich war auch mal sechzehn und hatte ein moped, aber mein moped war erstens richtig frisiert (ja, es ist wirklich 80 gelaufen!) und zweitens war mein damaliger calimero-helm so eine richtig klassische eierschale mit schirmchen und so und das hat damals auch stilgerecht zu meiner uralt-puch gepasst! und die karre hatte wenigstens einen guten, tiefen klang, nicht so das rängdängdäng wie eine leere colabüchse, was man heute so nervig zu hören bekommt und was angeblich "hip" ist...
und damals, wenn wir mit unseren frisierten vorstadthobeln erwischt wurden, da gab's von unserem alten herrn auch noch eine auf den hosenboden (und dann tips, wie wir es besser machen konnten!), heute muß der rennleiter in uniform noch selbst mit einer anzeige wegen belästigung und was weiß ich noch alles rechnen...
und so am rande, uns war unser leben auch noch was wert! wir haben ehrlich versucht, im verkehr zu überleben, aber das kann man unseren nachwuchsbikern keinesfalls mehr unterstellen...
so, ich verdrück mich jetzt und geh' mal hohlraumschutzträger gucken... mal sehen, was es noch neues gibt, was uns damals nie eingefallen wäre...
übrigens: eine wissenschaftliche untersuchung mit entsprechenden sturzversuchen hat ergeben, daß eine wollmütze definitiv widerstandsfähiger als ein sturzhelm ist... sogar bei sturzversuchen aus dem 10. stock! nur so am rande...
			 
			
					
				Re: aus dem tagebuch eines alten bikers
				Verfasst: Samstag, 13. Februar 2010, 20:33
				von Brigitte und Martin
				Danke  
  Exklusiv für Viller so mag mag man  das  
  
			 
			
					
				Re: aus dem tagebuch eines alten bikers
				Verfasst: Sonntag, 14. Februar 2010, 07:23
				von Ewald
				drum musste Andy den Speicher vergrößern. 
  
 
			 
			
					
				Re: aus dem tagebuch eines alten bikers
				Verfasst: Sonntag, 14. Februar 2010, 11:39
				von Andy-H
				@ewald 
nein das war nicht der grund es wäre noch genug speicher vorhanden gewesen um die nächsten  monate durchzu kommen
und noch einige solcher beiträge unter zu bringen - nein das ist keine versteckte auforderung an den grazer  
  
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aber es ist mir lieber wenn genug reseven da sind und die haben wir jetzt wieder  
 
sozusagen ist der tank jetzt wieder für mindestens  10 jahre voll  
  
 
LG
Andy-H